Corona

Der Corona-Virus hat unser Leben zum Stillstand gebracht. Wie viel Geduld müssen wir noch aufbringen?

Frage:
Wir durchleben momentan schwere Zeiten aufgrund der Epidemie/Pandemie mit dem Corona-Virus. Ich möchte Sie hierbei gerne um Rat fragen, wie wir mit der Situation umgehen müssen. Es wird aufgrund der Vorkehrungen zu nationalen und internationalen wirtschaftlichen Krisen kommen. So bedeuten Quarantäne-Maßnahmen besonders für die kleinen Unternehmer und Händler hohe Verluste. Generell wird die Kaufkraft in diesen Wochen rapide sinken und die Arbeitslosenzahl sich erhöhen. Sogar große internationale Unternehmen sind davon betroffen, auch aufgrund der Einschränkungen beim Import und Export.

Momentan versuchen wir es zu vermeiden, nach draußen zu gehen. Ich frage mich jedoch, was schlimmer ist. Der Virus oder die Auswirkungen der Ausgangssperren etc? Es wird zu starken wirtschaftlichen Beeinträchtigungen und Staatsverschuldungen führen. Durch diese Schulden wird die Türkei von anderen Ländern stärker sein.

Kurzgefasst möchte ich fragen, welche Entscheidung nun besser zu sein scheint. Falls die Epidemie trotz der Maßnahmen in 2 – 3 Wochen nicht eingedämmt werden kann, sollten dann die Maßnahmen fortgeführt bzw. verschärft werden oder sollten wir eher beginnen an die Wirtschaft des Landes zu denken und Maßnahmen dahingehend anpassen?

Antwort:
Für den Fall, dass sich die momentane Situation verschlimmert und die Infektion sich stetig ausbreitet, erwartet unser Glaube von uns, dass wir bis zum Ende darum bemüht sind, weiterhin Taten umzusetzen die uns sowohl im Diesseits als auch im Jenseits von Nutzen sind:

عَنْ أنَسٍ قَالَ قَالَ رَسُولُ اللهِ صَلَّى اللهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ : إنْ قَامَتْ السَّاعَةُ وَفِي يَدِ أحَدِكُمْ فَسِيلَةً فَلْيَغْرِسْهَا

„Selbst wenn die Welt untergeht, so pflanze die Saat in deiner Hand.
(Buharî, el-Edebül-Müfred)

Das empfiehlt uns unser Glaube. Darüber hinaus ist eine Pandemie mit dem gegenwärtigen Corona-Virus kein Alarmzeichen für den Jüngsten Tag, denn bisher kam es nicht vor, dass schwangere Frauen mitten auf den Straßen vor dem gewaltigen Ereignis des Jüngsten Tages ihre Ungeborenen fehlgebären. Aufgrund der Tatsache, dass wir globale Ereignisse, die an die Ereignisse des Jüngsten Tages erinnern, vorher nicht in diesem Ausmaß erlebt haben, hat uns die momentane Situation mehr oder weniger erschüttert. Möge Allah uns ein gutes Ende gewähren.

Es ist ganz und gar nicht richtig, in Hoffnungslosigkeit zu verfallen. Wir müssen uns mit dem Gedanken anfreunden, dass uns noch größere und gewaltigere Katastrophen treffen werden.

Wir können wie folgt handeln:

  1. Wir können versuchen, uns Allah mehr als sonst zuzuwenden und für den Islam zu arbeiten. Wir erhoffen uns, dass wir besonders in schwierigen Krisensituationen von unseren Sünden gereinigt werden. Wir begehen verstärkt Reue (tauba) und bitten Allah um Vergebung. Wir erinnern unser Umfeld daran, dass jegliche Herrschaft nur Allah gehört, damit wir als Gemeinschaft unseren Respekt und unsere Demut mehren können. Wir rezitieren häufiger den Qur’ân und verstehen, dass ‚ibâdât zu jeder Krise und zu jeder Zeit ausgelebt werden können. Wir versuchen so gut es geht, den nachfolgenden Generationen eine saubere Welt zu hinterlassen, sowohl im materialistischem als auch geistlichem Sinne.
  2. Wir achten auf Maßnahmen, um uns vor Krankheiten zu schützen und wieder gesund zu werden. Wir halten uns an die Empfehlungen staatlicher Instanzen. Einigen Meinungen und Theorien einzelner Personen zu folgen, die eine „Rebellion” gegen das „System” darstellen, halten wir für falsch. Auch Behörden können mit ihren Maßnahmen und Empfehlungen falsch liegen, jedoch können wir das nicht als einen Allgemeizustand auffassen und unsere Mitmenschen falsch informieren oder indirekt, durch Vernachlässigung von Präventionsmaßnahmen, in Gefahr bringen. Diese Einstellung äußert sich nicht nur in Zeiten von Krisen, sondern sollte eine grundlegende Charaktereigenschaft der Muslime sein.
  3. Zeiten wie diese, in denen Ehepaare und Familien sich vermehrt zu Hause aufhalten müssen, sind besonders günstig für den Schaitan, um familiäre Probleme und Streit zu verursachen. Wir müssen vor allem jetzt noch mehr Geduld und Verständnis an den Tag legen, damit wir die Probleme und Sorgen des Gegenübers besser stämmen können. Damit wir Probleme und Schwierigkeiten lösen können, sollten wir die dazu passende Zeit abwarten können.
  4. Solche Zeiten sind besonders anfällig für Unruhen und Zwietracht (fitna). Daher ist es ein wichtiges Detail, besonders jetzt keine Gerüchte in die Welt zu setzen oder als Mittel zur Verbreitung von kuriosen Theorien zu dienen.
    Die Standhaftigkeit und Geduld ist unsere einzige Waffe:
    Wer Muslim ist, seine Taten/Arbeiten stets ordnungsgemäß erfüllt und weiß, wie man Geduld und Standhaftigkeit umsetzt, wird immer im Vorteil sein, selbst wenn er erkankt sein sollte. So kennen wir das und nach diesem Verständnis versuche wir zu leben, so Allah will.

Offizielle Informationen & Empfehlungen für die Bevölkerung vom Robert-Koch-Institut zum Corona-Virus: