ästhetische
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Ist meine ästhetische Operation eine Veränderung oder Korrektur?

Frage:
Ich habe eine 55-Grad-Kyphose und eine 35-Grad-Skoliose in meiner Wirbelsäule. Aus diesem Grund wirkt mein Körper von vorne betrachtet schief und unproportioniert. Besonders im Bereich meines Brustkorbs und meiner Brüste gibt es eine deutliche Asymmetrie. Mein Ehemann kennt meinen Zustand und hat kein Problem damit, aber ich möchte mich selbst besser fühlen und gleichzeitig gepflegt und schön für meinen Mann sein. Deshalb möchte ich eine kleine ästhetische Korrektur an meinen Brüsten vornehmen lassen, um eine symmetrischere Erscheinung zu erreichen. Es geht hier nicht um Ästhetik, sondern um die Wiederherstellung eines physiologischen Gleichgewichts.

Soweit ich weiß, wurde zur Zeit unseres geliebten Propheten (s.a.v.) einem Gefährten, der in einer Schlacht seine Nase verloren hatte, erlaubt, sich eine silberne Prothese anfertigen zu lassen. Dieses Ereignis wird in folgendem Hadith erwähnt:

„Ein Gefährte hatte seine Nase im Krieg verloren. Zunächst ließ er sich eine silberne Nase anfertigen, doch diese verursachte einen unangenehmen Geruch. Daraufhin erlaubte ihm der Prophet (s.a.v.), sich stattdessen eine goldene Nase machen zu lassen.“
(Abu Dawud, Hatim 1; Tirmidhi, Libas 30)

Basierend auf diesem Hadith frage ich mich, ob mein Fall ähnlich zu betrachten ist. Wäre ein solch medizinischer Eingriff, um mein Erscheinungsbild zu korrigieren und Symmetrie herzustellen, erlaubt (halal)? Ich würde gerne Ihre wertvolle Meinung dazu hören. Möge Allah mit Ihnen zufrieden sein.

Antwort:
Ihr Fall fällt nicht unter das verbotene „ästhetische Verändern“, sondern unter die Kategorie der „Korrektur/Berichtigung“. Es handelt sich also um die Absicht, eine natürliche Fehlbildung, eine Deformität oder eine angeborene bzw. erworbene strukturelle Anomalie zu korrigieren. Solche Eingriffe zählen nicht zu dem von unserer Religion verbotenen „Verändern von Allahs Schöpfung“. Auch heute unterliegen Korrekturen, die aus medizinischen Gründen wie Unfällen, Krankheiten, angeborenen Fehlbildungen oder durch die Wirbelsäule verursachten Asymmetrien vorgenommen werden, derselben Regelung.

Allerdings gibt es einige Punkte, die du dabei beachten solltest:

  1. Der Eingriff muss einem legitimen Bedürfnis dienen. Das bedeutet, wenn die fehlende Symmetrie deines Körpers dich tatsächlich psychisch oder physisch belastet, ist das ein berechtigter Grund.
  2. Deine Absicht sollte die Wiederherstellung des Natürlichen sein, nicht dessen (ästhetische) Veränderung.
  3. Die Wahl des Arztes ist wichtig: Bevorzugt sollte es eine Ärztin sein; falls das nicht möglich ist, müssen im Notfall die Regeln der Privatsphäre (Mahram-Regeln) streng beachtet werden.
  4. Die Grenzen des Angemessenen dürfen nicht überschritten werden. Es sollte keine übertriebene oder rein formgebende Absicht dahinterstehen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Deine Deformität ist kein rein kosmetisches Problem, sondern ein medizinisch und natürlich bedingtes Leiden. Auch wenn dein Ehemann es nicht als störend empfindet, ist es ein legitimer Grund, wenn du dich dadurch wohler und ausgeglichener fühlen möchtest. Daher gibt es aus religiöser Sicht nichts gegen eine solche Korrektur-Operation einzuwenden.

Möge Allah dich mit Gesundheit, innerem Frieden und allem Guten segnen

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