Verwandschaftsbeziehungen im Islam

Ist es ein Fehler, dass ich mich gegenüber meinen Verwandten distanziert verhalte?

Frage:
Wir leben mit unseren Verwandten im gleichen Wohnhaus. Zu ihnen gehören meine Tante, mein Onkel und meine Oma (allesamt väterlicherseits). Ständig bereiten sie uns Probleme. Sie reden über uns und verhalten sich uns gegenüber distanziert. Meine Mutter zerbricht sich darüber den Kopf. Ständig hört man Gerede, wie: „Sie haben dies oder jenes getan.“ Mein Vater denkt sogar darüber nach, auszuziehen. Meine Liebe gegenüber meinen Verwandten nimmt aufgrund dieser Dinge ab und ich kann mich ihnen gegenüber nicht warmherzig verhalten. Ich verziehe zwar nicht mein Gesicht, bin aber distanziert. Ist mein Verhalten falsch? Begehe ich dadurch eine Sünde?

Antwort:
Die Erhaltung der Verwandtschaftsbande (silat ar-râhim) ist ein Wert unserer Religion. Es ist genauso wie das Gebet (salâh) ein Befehl Allahs. Wenn es sich jedoch dabei um Beziehungen handelt, die unsere Persönlichkeit angreifen oder uns strapazieren, ist ein solcher Kontakt nicht notwendig. Es schadet nicht, gegenüber denjenigen, die unsere verwandtschaftliche Verbundenheit nicht zu schätzen wissen und deren Verhalten unserer Dienerschaft Strapazen zufügt, eine niveauvolle Gegenreaktion zu zeigen. Die Verwandtschaftsbande zu pflegen bedeutet nicht, jemanden gezwungenen Maßen zu lieben oder einmal wöchentlich einen Besuch abzustatten. Die Pflege der Verwandtschaftsbande bedeutet, es zu verhindern, dass der Mindestkontakt abgebrochen wird. Vernachlässigen Sie nicht den salâm. Seien Sie im Krankheitsfall anwesend und kümmern Sie sich um die Angelegenheiten bei einem Todesfall. Führen Sie keine negativen Gespräche. Lästern Sie nicht und lassen Sie nicht andere lästern. Lassen Sie sich Zeit und entspannen Sie sich. Dies genügt. Nach all dem, ist es Ihr Recht, ein bestimmtes Maß an Distanz aufzubauen. Wenn Sie merken, dass sich die Lage sich verbessert, können Sie schauen, ob Sie an der Distanz etwas ändern können.