Frage:
Wir glauben daran, dass alles von Allah kommt. Es geschehen Dinge, wobei ich befürchte, dass mein ’îmân ins Wanken geraten könnte. Wenn ich mich umdrehe und die letzten zehn Jahre meines Lebens betrachte, sehe ich, dass die Zahl der Probleme die mich ereilten, einem ganzen Dorf genügen würden. Ich fühle mich in einer Lage, als würde sich alles gegen mich wenden. Welche Grundeinstellung sollte ich bei Unheil und Problemen aufweisen?
Antwort:
In dieser riesigen Welt ist es nicht möglich, dass sich ein Blatt bewegt, ohne dass Allah, der Erhabene, dies gewollt hätte. Alles was geschieht, geschieht unweigerlich mit Seiner Erlaubnis. Die Regel, welche für ein Blatt an einem Baum hängend, gültig ist, gilt selbstverständlich auch für die ehrenwerte Kreatur des Menschen. Unsere Existenz ist keineswegs verwahrlost und ohne Sinn. Es gibt unseren Herrn! Er bestimmt und Er lenkt. Derjenige, der sich ergibt, findet Frieden, doch derjenige, der rebelliert, findet weder das was er sich erhofft noch den Frieden. Die Probleme und Schwierigkeiten stellen die Vielfältigkeit der Prüfung dar. Ein mu’min, der gute Taten verrichtet, sieht Probleme, die ihn treffen, Tätigkeiten, die schief laufen, familiäre Unzufriedenheit und ungehorsame Kinder, als eine Prüfung seines Herrn und erwartet dafür eine Belohnung. Wenn ein mu’min nichts für die Probleme kann und nicht der Verursacher dieser ist, dann sollte er ganz gewiss daran glauben, dass er eine Belohnung dafür erhalten wird, indem er Standhaftigkeit zeigt. Aus großen Schwierigkeiten folgt große Belohnung. Wenn Allah, der Erhabene, ein Volk liebt, dann prüft er dieses Volk durch Strapazen. Derjenige, der zufrieden mit dem ist, was Er bekommt, mit dem ist auch Allah zufrieden. Wenn der Geprüfte sich ärgert, so ist auch Allah verärgert.
Wir müssen hier folgendes verstehen:
So wie Allah, der Erhabene, Seinem Diener Vermögen gibt und sehen möchte, auf welchem Weg das Vermögen verwendet wird, so möchte Er auch sehen, wie Sein Diener sich auf seinem Weg verhält. Dieser Weg kann geradlinig, kurvig oder steil verlaufen. Ein Diener, der sein erworbenes Vermögen auf erlaubte (mubâh) Weise ausgibt oder spendet, kann das Wohlgefallen Allahs erlangen. Ein Diener, der gegenüber Strapazen, durch die er von seinem Herrn geprüft wird, standhaft bleibt, kann die gleiche Belohnung erhalten, wie derjenige Diener, der seine hasanât durch sein Vermögen erlangt. Die Quelle der Strapazen und Probleme können Besitz(tümer), Familienmitglieder, politische Gründe oder Naturkatastrophen sein. Egal welche Art von Unheil es auch sein mag, für einen Gläubigen ist sogar ein Dornenstich am Fuß quasi ein Problem und eine Plage, welches das Wohlbefinden kurzzeitig aufhebt. Jede Art von Problem und Schwierigkeit die erdrückt, einen zum Schwitzen bringt, den Blutdruck erhöht, einen zum Weinen bringt oder einen beschämt, ist eine Hasanât-Quelle. Hauptsache der Diener zahlt nicht den Preis für seine Nachlässigkeit oder für etwas, dass er nicht beachtet hat. Anstatt die Strafe für etwas, im Jenseits abzuleisten, ist es eine große Gabe (ni‘ma) für den Gläubigen, in dieser vergänglichen Welt für einige Tage die Strafe abzuleisten. Dies ist ein großer Segen (ni‘ma). Der Weg, diesen Segen zu erlangen, ist die Standhaftigkeit (sabr). Sabr kann nur durch einen starken ’îmân und Willen erreicht werden.
Ein Gläubiger, den ein Unheil trifft, sollte es wissen, sich seinem Herrn zu zuwenden. So wie er mit den Gedanken die Verbindung zu seinem Herrn aufrechterhält, so sollte er dies auch mit der Zunge bestätigen. Er sollte sagen:
„’innâ lil-lâhi wa ’innâ ’ilayhi râdschi’ûn“
(„Wahrlich, Allahs sind wir und zu Ihm kehren wir heim.“)
- Wenn jemand denkt, dass die Probleme und Schwierigkeiten immer nur ihn treffen, der darf auch Folgendes nicht vergessen:
Hätte Allah es gewollt, würden wir uns mit viel größeren Problemen konfrontiert sehen. Zweifellos existieren immer Probleme, die schwerwiegender sind und Kummer, der schlimmer ist. - Das Jammern löst keine Probleme.
- Die Niedergeschlagenheit durch die Probleme macht die Freunde traurig und die Feinde glücklich.
- Derjenige, der die Probleme erschafft, ist zweifellos Allah, der Allweise (’al-Hakîm). In seinen Angelegenheiten gibt es keine Ungerechtigkeit.
- Wenn die Probleme dieser Welt sich im Jenseits zum Segen (ni‘ma) wandeln werden, dann ist es sogar falsch, diese „Probleme“ als Probleme zu bezeichnen.