arabischer Frühling

Ist es erlaubt, dass Muslime Aufstände gegen muslimische Regierungspersonen betreiben?

Frage:
Die Auflehnung der Bevölkerung gegen die Diktatur in Tunesien, Ägypten und anderen Ländern des Nahen Ostens/Nordafrikas, war diese Woche Thema in Saudi-Arabien und wurde in einigen Moscheen während der Freitagspredigt (khutba) angesprochen. In der Freitagspredigt wurde folgende Überlieferung erwähnt (ungefähre Übersetzung):
„Die Mutter der Gläubigen Umm Salama Hind bint Abi Umayya Hudhaifa (r) überlieferte, dass der Prophet (s) sagte: ‘Es werden Menschen zur Herrschaft über euch ernannt werden, von deren Taten ihr einige in Übereinstimmung mit den Geboten Allahs und einige im Gegensatz dazu finden werdet. Derjenige, der dies innerlich verabscheut, ist von der Rechenschaft (Allahs) befreit, und derjenige, der etwas dagegen unternimmt (mit Wort oder Tat), ist vor der Sünde sicher. Doch derjenige, der ihnen folgt und damit zufrieden ist, wird Rechenschaft ablegen müssen.’ Die Leute fragten: „O Gesandter Allahs, sollen wir nicht gegen sie kämpfen?“ Er sagte: „Nicht solange sie weiterhin ihre Gebete unter euch verrichten.“ [Quelle: Muslim] Deutet dieser hadîth darauf hin, dass die gegenwärtigen Aufstände gegen die Regierungen nicht legitim sind?

Antwort:
Eine bewaffnete Auflehnung der muslimischen Bevölkerung gegen die Regierung sehen die Gelehrten (‘ulamâ’) als nicht erlaubt an, wenn dabei Blut fließen sollte. Wenn die muslimische Umma durch einen Aufstand noch mehr Schaden erleidet, vor allem durch den Verlust von Menschenleben, kommt dieses Verbot ins Spiel. Ob in dem von Ihnen erwähnten Beispiel die Aufstände der Muslime sich gegen eine bestimmte Regierungspersönlichkeit richten, muss gut analysiert werden. Diese Aufstände sind plötzlich entstanden. Es herrscht keine Klarheit darüber, wer hinter den Aufständen steckt und was die Absicht dahinter ist. Wir sind gezwungen, uns noch vorsichtiger an die Geschehnisse heranzuwagen. Seien Sie Allah anvertraut.