ischa
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Wann tritt die richtige Zeit zum Ischa-Gebet ein?

Frage: 
In manchen Regionen in Deutschland tritt die Ischa-Zeit nicht oder erst sehr spät ein. Wo die Zeit nicht eintritt, wird sie zugewiesen. Aber dort, wo sie spät eintritt, wird gesagt, dass die Zeiten des DITIB-Verbandes gewürdigt werden. Wie sollten wir uns hier verhalten? Einige unserer Freunde kommen nicht mehr in die Moschee, weil die Zeit des Ischa-Gebets nicht eintritt, und das kursiert unter den einfachen Leuten und verursacht Fitna. Ich frage mich, was an dieser Sache dran ist und was wir diesen Freunden sagen können? 

Antwort: 
Möge Allah euch für diese Sensibilität belohnen. Es geht nicht nur darum, ob eine bestimmte Zeit eintritt oder nicht, sondern es geht darum, die Einheit der Umma, die Reihen der Moscheen und die Herzen lebendig zu halten. An Orten wie den von Ihnen genannten haben die Gelehrten des fiqh die „Schätzung der Zeit“ legitimiert. Dies ist eine Methode, die in Notfällen angewandt wird, entweder nach einer Stadt mit der nächstgelegenen regulären Zeit oder durch Berechnung der Zeit, wie Morgenröte (imsâk) und Sonnenuntergang.    

Heute legt die DITIB, der Europäische Fatwa-Rat und ähnliche Organisationen diese Zeiten entweder nach der nächstgelegenen regionalen Normalzeit oder durch Einteilung der Nacht in feste Zeiträume fest. Dies bedeutet Folgendes:  

Es ist vom fiqh her gültig und legitim, das Ischa-Gebet zu verrichten, wenn die Morgendämmerung nicht verschwindet, auch wenn die Zeit für Ischa noch nicht eingetreten ist, indem eine feste Zeit festgelegt wird (zum Beispiel 90 Minuten nach Sonnenuntergang).  

Über solche Dinge in einer Weise zu sprechen, die den Frieden der Gemeinde stört, öffnet die Tür zur Fitna. Diejenigen, die im Namen der Religion sprechen, sollten diese Sensibilität besitzen. Dies sollte den Brüdern wie folgt erklärt werden:  

„Wir haben uns hier versammelt, um ein Pflichtgebet zu verrichten. Die Gelehrten sagen, dass an solchen Orten die Festlegung einer bestimmten Zeit erlaubt ist. Auch die Ditib handelt nach diesem Ermessen. Die Rechenschaft über diese Arbeit obliegt ihnen, nicht uns. Nehmt euch vor Allah in Acht und verlasst die Gemeinschaft nicht.“  

Die Methode des Beruhigens, Vereinigens und Führens sollte befolgt werden, nicht das Streiten. Nicht derjenige, der die Moschee verlässt, sondern derjenige, der an der Gemeinschaft festhält, gewinnt.  

Möge Allah Ihnen Weisheit, unseren Brüdern und Schwestern Einigkeit und unserer Gemeinschaft Frieden schenken.

Antwort 2:
Zunächst sollten wir Folgendes verstehen: Die Religion dieser Gemeinschaft ist kein willkürliches System. Diese von Allah offenbarte Scharia ist eine durch göttliche Weisung festgelegte, methodisch strukturierte und durch das Urteil der Gelehrten praktisch umgesetzte Ordnung. Zeiten, Gebetszeiten und Gottesdienste sind Teil dieses Systems. 

Probleme wie die Bestimmung der Ischa-Zeit (Nachtgebet) in Europa, insbesondere im Sommer, sind nicht nur eine wissenschaftliche, sondern auch eine strategische Frage der Einheit der Umma. Denn solche Themen: 

  • Erfordern idschtihād (rechtswissenschaftliche Urteilsfindung). 
  • Liegen an der Schnittstelle von Astronomie und Fiqh. 
  • Sind anfällig für Chaos und Meinungsverschiedenheiten. 

Daher sollten hier nicht individuelle Ansätze wie „Ich habe es berechnet, also muss es so sein“ gelten, sondern ein staatlich festgelegter Rahmen und die Entscheidung eines Gelehrtenrates. 

Wie handhaben Diyanet und DITIB das Problem? 

Offizielle Institutionen wie Diyanet und DITIB wenden in Regionen, wo die Ischa-Zeit astronomisch nicht eindeutig eintritt (oder extrem spät wird), das islamrechtliche Prinzip des taqdîr“ (angemessene Schätzung) an. Dies ist keine willkürliche Entscheidung. 

Die große Mehrheit der Gelehrten (fuqaha) vertritt die Ansicht, dass in Gebieten, wo Gebetszeiten gänzlich fehlen (z. B. nahe den Polen) oder praktisch nicht einhaltbar sind, die Zeiten der nächstgelegenen normalen Region als Richtwert genommen werden können. 

Wichtig ist dabei: 

  • Taqdîr darf nicht eigenmächtig, sondern nur durch eine autorisierte Instanz erfolgen. 
  • Es dient nicht der Erleichterung, sondern der praktischen Umsetzung der Pflicht. 

„Aber warum Taqdîr, wenn die Zeit doch theoretisch eintritt?“ 

Hinter solchen Einwänden stecken oft individuelle Berechnungen („Ich kenne mich in Astronomie aus, ich habe den Himmel beobachtet“). Doch im islamischen Recht gilt eine Regel nicht durch bloßes Wissen, sondern durch Belege und methodische Ableitung. 

Institutionen wie Diyanet und DITIB: 

  • Arbeiten jährlich mit Astronomen, Fiqh-Gelehrten und Fachgremien. 
  • Haben transparente Systeme, Messverfahren und detaillierte Berechnungsgrundlagen. 

Daher ist die Aussage „Ich habe anders gerechnet“ kein gültiger Grund, die Gemeinschaft zu spalten. Das schafft nur Verwirrung. 

Was ist unsere Pflicht als Laien? 

Wenn du kein Experte bist (weder in Astronomie noch in Fiqh), dann lautet deine Aufgabe:
„Höre und gehorche.“
Die Einheit der Umma wird nicht durch individuelle Meinungen, sondern durch Gemeinschaftsbewusstsein bewahrt. Institutionen wie Diyanet und DITIB dienen dieser Ordnung. 

Mögliche Einwände: 

  • Es kann unterschiedliche Meinungen geben. 
  • Auch Fehler sind möglich.
    Doch diese Unterschiede dürfen keine Spaltung verursachen. 

„Einigkeit im Irrtum ist besser als Zwietracht in der Wahrheit“ – solange es nicht zu Aufruhr führt! 

An die Jugend: 

Diskutiert solche Themen nicht, um Recht zu behalten, sondern um: 

  • Die Einheit der Umma zu wahren. 
  • Fitna (Zwietracht) zu vermeiden. 
  • Den Gehorsam gegenüber legitimen Autoritäten zu stärken. 

Die Wahrheit ist uns wichtig – doch Einheit ist die Voraussetzung, um sie in der Gesellschaft zu verankern. 

Möge Allah zufrieden mit uns sein. Frieden und Segen auf euch.

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