Frage:
Auch wenn gesagt wird, dass die Tür der Urteilsfindung (’idschtihâd) im Islam theoretisch immer offen steht, sehe ich keine Institution, die das in der Praxis ausführt. Vielleicht ist es möglich, dass manche sensible Themen rechtlich und politisch gesehen nicht bevorzugt und verstärkt angesprochen werden, da die öffentliche Meinung im Vordergrund steht. Ich habe mir die meisten Ihrer Vorträge, wie z. B. die über Ehe oder den Beziehungen zwischen Mann und Frau angehört. Was ich jedoch an allen bemängele ist, dass die Lebenswirklichkeit der Männer in der Zeit der Prophetengefährten ignoriert wird, die vier Frauen heirateten und zahlreiche Konkubinen hatten. Wir müssen auch erkennen, dass der Mann in der Einzelehe zu einer Art Sklave der Frau wird und sonst auch stark unter dem Druck des positiven Rechtes steht und die Ehe sich dabei für ihn in einen Zustand von Kummer und Sorgen wandeln kann. Allah hat die Frau gebändigt, indem Er die Eheschließung mit vier Frauen und Konkubinen erlaubt. Ansonsten ist es in der Einzelehe nicht möglich, die Frau durch Vorträge oder Ratschläge zu beeinflussen. Dass für den außerehelichen Beischlaf (zinâ), die Strafe der Steinigung umgesetzt wird, hängt von diesen Bedingungen ab. Die Strafe des außerehelichen Beischlafes (zinâ) durch Steinigung festzulegen, die Einzelehe als primär anzusehen oder Verhaltensratschläge gegenüber den Frauen zu erteilen, ohne die fundamentalen Ziele der scharî‘a (maqâsid) und die Methodenlehre (’usûl ’al-fiqh) zu berücksichtigen, halte ich nicht für stützend. Was ist Ihre Meinung zu diesem Thema?
Antwort:
Mein edler Bruder,
du oder ich, welchen Anteil der Umma stellen wir dar?
Welchen Umfang hat das Problem und Ihre Lösungsvorschläge für das Problem gegenüber dem Umfang des Geschehnisses?
Ist es ausreichend, darüber nachzudenken und es zu begreifen?
Lässt sich die Krise, in der wir uns als Muslime befinden, nur auf das Thema der Ehe und der Einzelehe (Monogamie) reduzieren?
Ich denke, dass Ihre Antworten auf diese und ähnliche Fragen fast der meinen gleichen werden. Es ist nicht möglich, dass ich anders denke als Sie oder Sie anders denken als ich. Wir denken jedoch, dass unsere Antworten keine Antworten sein sollten, deren Preis die Muslime nicht im Stande sind zu bezahlen. Die Sensibilität die wir zeigen verläuft nach einer Linie, die nach Wichtigkeit, Dringlichkeit, zeitlicher Angemessenheit verläuft. Ich sehe keinen angemessenen Nutzen darin, über Themen zu sprechen und sie zu erläutern, die kein Ergebnis bringen. Möge Allah unser Helfer sein.