Frage:
Ich möchte fragen, wie ich am besten ’istibrâ’ machen kann. Muss ich ein Stück Toilettenpapier vor mein Geschlechtsteil legen und damit rumlaufen, bis der letzte Tropfen Urin auch ausgetreten ist? Was passiert, wenn ich das Papier wegschmeisse und danach wudû‘ nehme, ohne dass ich mein Geschlechtsteil mit Wasser geschwaschen habe? Ist meine Gebetswaschung dann gültig?
- ’Istibrâ’ ist ein Begriff der islamischen Wissenschaft des fiqh. Sie ist ist eines der Themen, bei der wir in den Überlieferungen (’ahâdîth) zu Sorgfalt ermahnt werden. Es geht dabei um Folgendes:
’Istibrâ’ wird nach dem Urinieren angewendet. Sie bezeichnet den Akt, der verhindern soll, dass nach dem Urinieren ein oder mehrere Tropfen austreten und in Kontakt mit der Unterwäsche kommen. ’Istibrâ’ führen vor allem männliche Personen durch, indem Sie nach dem Urinieren, z. B. durch den Gebrauch von Toilettenpapier, nachkommende Urintropfen abwischen/abfangen. Dabei kann man sich durch Druckausübung auf das Geschlechtsteil, dem Dammbereich (Bereich zwischen Geschlechtsteil und After entlang der Harnröhre) oder durch Körperbewegungen von den letzten Tropfen Urin nach dem Urinieren endgültig entledigen. Dadurch verhindert man, dass die Unterwäsche oder andere Körperbereiche in Kontakt mit Urin kommen, welches auch nach dem Urinieren austreten kann. Dies fällt unter die Kategorie Hygiene und hat mit dem Gebet (salâh) etwas zu tun. Dem ’istibrâ’ keine Beachtung zu schenken, ist wie, dem Gebet keine Beachtung zu schenken. Denn wer vor der Gebetswaschung (wudû‘) uriniert, anschließend gleich die Gebetswaschung durchführt und nicht bemerkt, dass nach der Gebetswaschung ein Tropfen Urin ausgetreten ist, würde sein Gebet mit einer ungültigen Gebetswaschung verrichten. Dadurch wäre sein Gebet ungültig und seine Wäsche wäre ebenfalls verunreinigt. Deshalb bezeichnet ’istibrâ’ das Abwischen nach dem Urinieren und die Sicherstellung, dass im Nachhinein kein Tropfen mehr austritt. - Wenn Sie Ihr Geschlechtsteil mit Papier (ohne Wasser) abgewischt haben, so ist dies in Ordnung, solange der Urin nicht in Kontakt mit anderen Körperregionen gekommen ist.
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